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Wie ukrainische Geflüchtete Dankbarkeit im Alltag praktizieren

Am 30. Oktober 2022 fand in Polen ein Peace Camp für ukrainische Frauen statt. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem International Center for Psychological Support von HWPL Deutschland e.V. veranstaltet. Insgesamt nahmen sieben ukrainische Frauen daran teil, die aus ihrer Heimat aufgrund von Krieg fliehen mussten.
Das Ziel der Veranstaltung war es, dass die Teilnehmerinnen in der Lage sind, ihr aktuelles Lebensgefühl besser zu erkennen. Auch lernten sie Methoden wie sie ihre Dankbarkeit für ihre geistige und körperliche Gesundheit.

Der Nachmittag begann mit einer Kennenlernrunde, bei der sich die Frauen anhand von Bildern vorstellen durften.

Negative Emotionen in Positive verwandeln

Nach der Kennenlernrunde wurden drei Gruppen gebildet. Jede Teilnehmerin erhielt die Aufgabe, auf kleinen Kärtchen drei positive und drei negative Emotionen aufzuschreiben, die sie aktuell im Alltag erlebt haben. Dabei war es für die Teilnehmerinnen nicht einfach, ihre Emotionen auszudrücken. In einigen Fällen fragten sie sich auch, ob die Emotion, an die sie dachten, wirklich eine Emotion war. Dabei wurden sie nachdenklich, manche wurden auch traurig. Die Mehrheit der Frauen erzählte, dass sie in der Ukraine einen guten Job und meist auch eine hohe Position innehatten. In Polen sei es aufgrund des Sprachmangels allerdings weiterhin herausfordernd sich weiterzuentwickeln. sodass sie in Polen stattdessen eher als Babysitter arbeiteten. Sie wurden auch darauf aufmerksam gemacht, was ihnen fehlte, sodass die negativen Emotionen schnell überwogen. Oksana, die Veranstalterin des Peace Camps erzählte daraufhin ihre eigene Geschichte, wie sie als Migrantin nach Polen kam und welche Herausforderungen sie ebenfalls in den ersten Jahren erlebt hatte. Durch die Vermittlung von Empathie wurde den Frauen aufgezeigt, dass sie trotz aller Hindernisse ihr Leben selbstständig führen und lenken können und half damit den Frauen ihren emotionalen Zustand aufzuzeigen.

„Blocker“ & Vorteile von Dankbarkeit & Reflexion

Im Anschluss teilten die Frauen, wofür sie dankbar sind. Oksana machte hier den Anfang und beschrieb ein Ereignis, das sie selbst erlebt hat , als sie nach Polen kam: Ein Freund habe sie mit in eine Kirche genommen und dort sah sie, dass Menschen lange Dankesgebete darbrachten, und sie fragte sich, wie diese Menschen so lange Dank sagen können. Erst mit der Zeit wurde ihr klar, dass es so viele Dinge gibt, für die man dankbar sein kann und mittlerweile könne sie stundenlang über Dankbarkeit sprechen. Dabei erklärte sie den Teilnehmerinnen, was uns daran hindert, dankbar zu sein, aber auch, welche Vorteile sich daraus ergeben, dankbar zu sein und diese auch zu praktizieren.

Eine Reflexion begann und die Frauen teilten mit, wofür sie dankbar sind. Es war sehr interessant zu sehen, dass die Frauen, die aus der Westukraine kamen, sehr oft zuerst Gott dankbar waren für das, was er ihnen gegeben hatte. Gleichzeitig gaben die Frauen aus der Ostukraine vor allem an, dass sie ihren Männern dankbar sind. Manche Frauen konnten anfangs nicht sehr viele Aspekte nennen, wofür sie dankbar sind. Im Laufe des Gesprächs und Teilens wurde es immer mehr. Eine Frau, die anfangs nur ihrem Mann dankbar war, sagte später, dass sie beim Spazierengehen dankbar für die frischen bunten und duftenden Herbstblätter sei.

„Ich finde es super und genau das, was die Frauen jetzt brauchen. Die Gruppengröße war genau richtig für diese tiefen Gespräche, nicht zu viele, nicht zu wenige. Die Frauen fühlten sich sicher und ich konnte meine Erfahrungen mit ihnen teilen. Am Ende gab es vieles, wofür wir dankbar sein können, und das werden wir jetzt üben. Ich konnte vorher auch nicht dankbar sein, aber jetzt kann ich stundenlang darüber reden, wofür ich dankbar bin. Die Frauen müssen nur lernen, Gefühle richtig zu erkennen und auszudrücken.“ Oksana

Oksana zeigte ihnen, was es bedeutet Dankbarkeit zu praktizieren Auf diese Weise ist ihnen das Thema Dankbarkeit viel bewusster geworden.

Dankbarkeit im Alltag

Um diese Dankbarkeit stets zu praktizieren, bekamen die Frauen „Hausaufgaben“. Sie sollten einmal am Tag für fünf Minuten darüber sprechen, wofür sie dankbar sind. Durch diese Übung verbessert sich automatisch ihre psychische Gesundheit. Beim nächsten Treffen, das am 26. November stattfindet, sollten sie dann ihre Erfahrungen, Gedanken und Gefühle teilen und wie sich diese verändert haben.